Wie gelangt die Feuchte in den Raum ?
Kochen, Waschen, Duschen, ... überall verdunstet Wasser. Vor allem aber durch die Atmung und über die Haut der Bewohner. Es sind ca. 1,5 Liter pro Person und Tag. Bei einer 4-Köpfigen Familie kommen schon 6 Liter nur durch Atmung und Schweiß zusammen. Es kommt sicher nochmals die gleiche Menge durchs Waschen, Kochen usw. hinzu. Dann sind wir schon bei 12 Liter.
Kalte Luft kann wesentlich weniger Wasserdampf aufnehmen, als warme.
Ein ganzer Raum mit 50 m³ Rauminhalt (20 m² Grundfläche und 2,5 m Höhe) kann bei 100% relativer Luftfeuchte folgende Wassermengen aufnehmen:
bei 0C =
|
240 g Wasser
|
bei 15C =
|
640 g Wasser
|
bei 24C =
|
1090 g Wasser
|
|
Dieser Raum kann also bei warmen 24C gerade maximal 1 Liter Wasser aufnehmen. Dies auch nur, wenn die Luft vorher absolut trocken wäre, also eine Bedingung, die völlig unrealistisch ist. Wo also bleibt das überschüssige Wasser ? Es muss durch eine gute Lüftung nach draußen abgeführt werden ! Anderenfalls schlägt es sich als Kondenswasser an den Wänden ab und gibt somit den Schimmelpilzen eine herrliche Lebensgrundlage.
Hinzu kommt die aus dem Boden aufsteigende Feuchtigkeit. Sie ist besonders bei älteren Häusern ein großes Problem. Es wird geschätzt, dass mehr als 50% aller Häuser, die vor 1965 gebaut wurden, davon betroffen sind. Durch eine fehlende oder defekte Horizontalsperre (Sperrschicht) über dem Fundament steigt die Feuchtigkeit nach oben in den Keller und weiter bis in die unteren Wohnetagen.
Weitere bauseitliche Mängel sind: eine fehlerhafte Wasser- bzw. Abwasserinstallation, Schäden am Dach, der Regenrinne, dem Fallrohr oder der Drainage. Alle diese Mängel können die Ursache für Wandfeuchte sein.
Die Folge: Egal woher das Wasser kommt, die meisten Schimmelarten benötigen zum Wachstum ein mindestens 80% relative Luftfeuchtigkeit direkt an der Materialoberfläche. Manchen Arten reichen sogar schon 70%.
Feuchte Wände sind der ideale Nährboden für Schimmel. Hier finden sie neben der nötigen Feuchtigkeit genug Nährstoffe und ein für sie angenehmes Klima.
In feuchten Räumen, besonders Bädern (Dusche), gedeiht er deshalb auch besonders gut. Er kann sich explosionsartig vermehren.
Der Schimmelpilz vermehrt sich durch Sporulation, also durch an die Luft abgegebene winzige Sporen. Der kleinste Windhauch trägt diese Sporen überall hin, auch aus den Kellerräumen in die Wohnräume. Besonders an den schlecht gelüfteten und deshalb feuchten Ecken und hinter den Schränken und Bildern kann der Pilz wunderbar gedeihen.
Gesundheitliche Auswirkungen durch Schimmelpilze
Schimmelpilze können sich auf verschiedene Weise gesundheitlich auswirken:
- allergene Wirkung
- toxische Wirkung
- infektiöse Wirkung
- Geruchsbelästigung
Wenn die Verpilzung voranschreitet, kann es zu allergischen Reaktionen bei Menschen kommen. Besonders wenn diese geschwächt sind durch Krankheit, Alter oder geringe Abwehrkräfte. Der Pilz kann auch direkt das Nervensystem, den Magen, Darm oder Lunge befallen und dort weiterwachsen.
Die Bewohner ahnen nicht einmal, weshalb sich Ihre Gesundheit rapide verschlechtert. Atembeschwerden, Schnupfen, Halskratzen, Hustenreiz, Augenreizungen, Bronchitis, Allergien, Neurodermitis, Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen treten auf und entziehen sich jedem Therapieversuch.
Einige Pilzarten sind massiv krankheitsauslösend. Generell können Schimmelpilze außer Infektionen auch Allergien und Vergiftungen verursachen. Vor allem die Schimmelpilz-Gifte (Mykotoxine) können zu hoch akuten Erkrankungen mit katastrophalem Ausgang führen.
Bestimmte Schimmelpilze, wie zum Beispiel Vertreter der Gattungen Stachybotrys, Aspergillus. Penicillium, Trichoderma und Paecilomyces können Pilzgifte (Mykotoxine) produzieren. Diese können durch luftgetragene Sporen und andere Bestandteile zu einer bedeutsamen Luftbelastung beitragen. In der Veterinärwissenschaft sind Mykotoxinschäden bei Tieren wohl bekannt. Im Agrarbereich sowie bei Lebensmitteln gibt es diesbezüglich Schutzvorschriften und Angaben über maximal zulässige Verunreinigungen durch Schimmelpilzgifte.
Im Zusammenhang mit erhöhter Schimmelpilzexposition durch hohe Konzentrationen in der Umwelt oder durch kontaminierte Innenräume wird das Auftreten von Allergien beschrieben.
Nachweis einer Schimmelpilz-Belastung im Innenraum
Da Schimmelbefall nicht immer sichtbar vorliegt, wird häufig auf Luftuntersuchungen zurückgegriffen. Dabei wird die Sporenkonzentration im Innenraum ermittelt und gegenüber der Außenluft als Referenz verglichen. Die Erfassung der Sporen in der Außenluft ist daher unbedingt erforderlich. Um einen Hinweis auf vielleicht vorhandenen, aber verdeckten Schimmelbefall zu bekommen, kann die Untersuchung auf die sog. MVOC dienen. MVOC sind mikrobiell produzierte flüchtige organische Verbindungen, deren erhöhter Nachweis auf eine mikrobielle Aktivität schließen lässt. In manchen Fällen kann auch die Untersuchung von Hausstaub sinnvoll sein, z.B. aus Wohnungen über kalten Kellerräumen. Ein einfaches Aufstellen von Nähragarschalen, um erhöhte Sporenkonzentration in der Raumluft nachzuweisen oder auszuschließen ist jedoch nicht geeignet, auch wenn dieses Verfahren manchmal angeboten wird.
Orientierungshilfen zur Beurteilung von Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen werden im „Schimmelpilz-Leitfaden“ des Umweltbundesamtes wie auch vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg gegeben. Hier wurde ein umfangreiches Regelwerk für die Untersuchungsplanung erstellt, mit einer Beschreibung der Nachweis- und Bewertungsverfahren aus baulicher und hygienischer Sicht. Aufgrund der jahreszeitlich schwankenden Außenluftkonzentration an Schimmelsporen können keine Richtwerte für die Gesamtkonzentration in der Raumluft festgelegt werden. Deshalb werden hier mit Hilfe von Indikatororganismen Hinweise auf innenraumhygienisch relevante Schimmelschäden definiert. Die Anwendung der vorgeschlagenen Bewertungshilfen setzt jedoch ein hohes Maß an Sachkenntnis voraus.
Um Schimmelpilzbefall zu vermeiden, kann es hilfreich sein, einige Regeln zu beachten:
- Eine gute Belüftung der Wohnung und eine relative Luftfeuchtigkeit von nur 40 bis 50 %.
- Überprüfung der Lüftungsgewohnheiten: Mindestens 3x täglich Stoßlüften
- Überprüfen der Raumlufttemperatur: Die Differenz innerhalb einer Wohnung sollte 4°C nicht überschreiten.
- Entstehende Feuchtigkeit sofort ins Freie ableiten: Sofortiges Lüften nach Kochen, Baden, Waschen. Nicht mit der warmen und feuchten Badezimmerluft kühlere Räume wie das Schlafzimmer „heizen“.
- Einrichtung: Möbel wie Schränke oder Betten nicht direkt an Außenwände stellen, sondern einen Mindestabstand von 5 cm zur Außenwand für die Hinterlüftung einhalten.
- Auf Feuchteschäden kontrollieren: Überprüfen, ob keine Feuchtigkeit von außen (z.B. durch undichte Regenfallrohre) oder von innen (defekte Heizungsrohre oder Hausinstallationen) auftritt.
- Filtertüten von Staubsaugern sollten häufig gewechselt werden.
- Keine Pflanzen im Schlafzimmer! Blumentöpfe sind eine häufig unterschätzte Quelle von Belastungen mit Schimmelpilzen.
- Lange Lagerzeiten von Nahrungsmitteln vermeiden, Obst und Gemüse möglichst im Kühlschrank aufbewahren.
- Generell sollten Nahrungsmittel, die mit Schimmelpilzen befallen sind, entsorgt werden. Es reicht nicht aus, befallene Stellen grosszügig zu entfernen.
- Mülleimer sind ein beliebter Tummelplatz von Schimmelpilzen. Regelmäßige Leerung und anschliessende gründliche Reinigungsorgt für Abhilfe.
- Luftbefeuchter und Wasserverdunster entfernen und Klimaanlagen in regelmässigen Abständen reinigen.
Was tun, wenn der Schimmel entdeckt ist?
Oftmals entwickeln sich Schimmelpilze im Verborgenen. Ein modriger, muffiger Geruch oder erste dunkle Flecken an Wänden, Decken oder Mobiliar weisen auf das bestehende Problem hin. Wenn dieser Sachverhalt eingetroffen ist, dass mit bloßem Auge der Schimmelpilzbefall zu erkennen ist, muss sogleich gehandelt werden. Werden Pilzquellen entdeckt, muss den Ursachen für den Befall nachgegangen werden. Erst danach sollte der befallene Bereich sachgerecht saniert werden, wobei in jedem Fall die Ursache bekämpft werden muss! Zunächst ist also zu klären, ob eine Pilzquelle vorhanden ist und welche Ursache diese hat (z.b. bauliche Mängel wie Wärmebrücken oder bedenkenswertes Verhalten der Nutzer wie zu vieles oder zu weniges Lüften)!
Was ist bei einer Beratung zu beachten ?
Eine solche Schimmelpilzanalyse setzt einen hohen Sachverstand voraus. Es ist jeweils der konkrete Einzelfall unter Hinzuziehung aller vorhandenen Informationen zu beurteilen. Dieses erfolgt mit Hilfe eines entwickelten Fragebogens zum Schimmelpilzvorkommen in und am betroffenen Bauteil oder Raumes mit gleichzeitiger Vor-Ort-Begehung. Bei dieser Ortsbegehung werden die möglichen Ursachen für eine Schimmelpilzbelastung geklärt und in einem ausführlichen Bericht mit Sanierungsvorschlag angefertigt.
Sanierung von Schimmelbefall
Vor einer Sanierung eines Schimmelbefalls ist die Ursache festzustellen. Da Schimmel immer auf das Vorhandensein von Feuchtigkeit hinweist, ist die Herkunft des Wassers zu prüfen. Bei einem Kondensationsproblem kommen bauphysikalische oder nutzungsbedingte in Betracht. Durch die Sanierungsplanung werden die geeigneten Maßnahmen sowohl zur Behebung des aktuellen Schimmelbefalls als auch zur Beseitigung der eigentlichen Ursachen bestimmt. Die Ausführung der Sanierungsmaßnahmen setzt ebenfalls fachliche Kenntnis voraus, damit nicht durch die Sanierung eine ausgedehnte Belastung der übrigen Wohnräume durch Schimmelpilzsporen entsteht. Bereits vor einer Sanierung ist zu beurteilen, ob eine Nutzung des betroffenen Raumes möglich ist oder ob unmittelbare Maßnahmen zur Verringerung der Belastung für die Bewohner notwendig sind.
Schutzmaßnahmen bei Sanierung von Schimmelpilzbefall:
- Schimmelpilze nicht mit bloßen Händen berühren - Schutzhandschuhe tragen!
- Schimmelpilzsporen nicht einatmen - Mundschutz tragen!
- Schimmelpilzsporen nicht in die Augen gelangen lassen - Staub - Schutzbrille tragen!
- Nach Beendigung der Sanierung duschen und Kleidung waschen!
Sanierungsarbeiten nicht in “Eigenregie” vornehmen !!!
|